Samstag, 5. November 2016

<3 Leseprobe "Tinman" <3

Ja, auch von Moni werde ich euch berichten, soooo klasse 😍
sie schreibt einfach schöne Storys

Wahrhaftig hatte sie Tim zu ihrem Mittelpunkt gemacht und sie war der Satellit, der ihn umkreiste. Das war nicht gut. Gar nicht gut. Am Stall angekommen, war niemand mehr zu sehen. Sam fand Tim schließlich hinter dem Stallgebäude. Matthew war fort und Darren führte jetzt die Stute vorsichtig im Schritt, während Tim sie genau beobachtete. Nur flüchtig bemerkte er dabei, dass Sam zurückgekehrt war, und nickte ihr kurz zu. Da er sie dann aber auch weiterhin nicht beachtete, stand sie eine ganze Weile ratlos daneben. Nicht, dass er so derart versunken in seine Arbeit war, sondern er scherzte und redete die ganze Zeit nur mit Darren. Langsam wurde es Sam zu bunt.
„Wird es noch lange dauern, Tim?“, erkundigte sie sich bemüht höflich, doch ihre Stimme konnte nicht verheimlichen, dass sie unzufrieden war.
„Sam, es dauert so lang, wie es eben dauert. Am besten, du fährst schon mal nach Hause und wir verschieben unseren Ausflug auf die nächsten Tage.“
‚Es dauert so lang, wie es eben dauert‘, wiederholte sie im Geiste und ärgerte sich darüber, wie er mit ihr sprach.
„Gut. Bis dann.“
Sie drehte sich wütend um und hörte, wie Tim hinter ihr herrief.
„Sam. Nun sei doch nicht gleich eingeschnappt.“
Dieser Idiot.
„Sam! Mein Gott, wir können morgen auch noch T-Shirts kaufen.“
Sie konnte nicht fassen, wie herablassend Tim mit ihr redete und Zorn kroch ihre Eingeweide hoch. Schnell ging sie weiter, um die Ecke herum bis zum Auto, öffnete die Beifahrertür, warf ihre Handtasche schwungvoll auf den Sitz und wollte gerade die Tür schließen, als sie auf dem Fußboden ein Handy liegen sah.
Verdammt, es konnte nur Tinman gehören. Es musste ihm aus der Jacke gerutscht sein, die er in den Händen gehalten hatte. Ihr blieb auch nichts erspart. Sie musste noch einmal zu ihm fahren. Oder sie könnte es im Ranchhaus abgeben. Sie könnte es aber auch Laury geben. Oder Tim.
Noch einmal zurück zu Tim? Er hatte sie völlig missverstanden und vor Darren hingestellt, als wären ein paar Shirts für sie wichtiger als die verletzte Stute. Zurück zu Tim fiel also flach. Was soll’s, dann fuhr sie eben noch einmal zu Cowboy Zugeknöpft.
Wenig später hatte sie sein Haus erreicht. Sam wartete einige Minuten im Auto, in der Hoffnung, er würde sie bemerken, herauskommen und sich sein Handy holen, doch den Gefallen tat er ihr nicht. Sie musste wohl oder übel aussteigen, denn laut zu hupen fand sie dann doch irgendwie unhöflich.
Die Haustür stand einen Spaltbreit offen und Sam drückte leicht dagegen, wobei sich die schwere Holztür mit sanftem Schwung weit öffnete.
„Hallo?“, rief sie vorsichtig. „Tinman?“
Aus einem der Räume schallte Musik und ohne darüber nachzudenken, zog es Sam weiter in sein Haus hinein. Sie folgte dem fröhlichen Countrysong, der im Radio dudelte, und fand sich plötzlich in der Tür zum Bad.
Er hatte geduscht, stand mit dem Rücken zu ihr, ein Handtuch um die schmalen Hüften geschlungen und starrte jetzt entgeistert auf ihr Gesicht, das unvermittelt im beschlagenen Spiegel vor ihm aufgetaucht war.
„Hi. Ich wollte dich nicht erschrecken, ich …“
Seine Schulter sah ziemlich ramponiert aus und er drehte sich mit einer Salbe in der Hand ungläubig zu ihr um.
„Nun, ich …“, verdammt, was stotterte sie hier rum? „Ich wollte dir dein Handy bringen. Du hast es wohl in meinem Auto verloren.“
Zum Beweis hielt sie es in die Höhe und wackelte damit hin und her.
Seine Miene entspannte sich und er verzog tatsächlich den Mund zu einem Lächeln. Sam bekam weiche Knie. Er sagte noch immer kein Wort, kam auf sie zu und schob sich dann, beinah in Zeitlupe, an ihr vorbei ins Wohnzimmer. Beinah erstarrt senkte sie den Blick, als er so nah an ihr vorüberging und sein Duschgel sie umhüllte. Der holzig aromatische Duft unterstrich seine markante Männlichkeit und fachte in ihr ein Feuer an. Meine Güte, er war so unglaublich sexy, dass es geradezu berauschend war, doch dieser Sinnestaumel gehörte ganz bestimmt nicht in den Gedankengang einer baldigen Braut.
Er griff auf den Tisch und hielt ein Telefon in die Höhe, wobei seine Augen noch immer lächelten.
„Oh.“
Sie starrte auf das Handy in ihrer Hand. Das konnte doch nicht wahr sein. Das durfte jetzt nicht wahr sein. Es war gar nicht seines. Es war Tims. Warum nur war sie nicht auf die Idee gekommen, dass es Tim gehörte? Sie kannte doch sein Telefon. Wie peinlich.
Noch immer sagte er kein Wort. Sie räusperte sich.
„Das ist … also … dann werde ich mal wieder gehen. Entschuldige die Störung. Ich …“
„Wo du aber gerade hier bist, könntest du mir einen Gefallen tun.“
„Ja klar …“ Sie stockte, ihre Kehle war wie ausgedörrt.
Er kam auf sie zu und hielt die Salbe in ihre Augenhöhe. „Wärst du so freundlich?“
Verlegen griff sie nach der Tube und nickte zaghaft.
Sie war noch nie auf den Mund gefallen, konnte sehr gut über sich selbst lachen, oh ja, das konnte sie und solche Situationen löste sie sonst locker mit ihrem herzlichen Humor.
Doch leider nicht jetzt. Leider nicht bei ihm.
In seiner Nähe war sie immer völlig befangen und eingeschüchtert. Er musste sie für eine komplette Idiotin halten.
Er drehte ihr den Rücken zu und Sam tat, was er wollte. Sogar die beiden tätowierten, fünfzackigen Sterne auf seinen Schulterblättern nahm sie erst jetzt wirklich wahr, fand aber auch die leider sehr sexy. Dabei konnte sie Tattoos nicht ausstehen.
Ihn zu betasten, seine nackte Haut und seine muskulöse Schulter einzucremen, verlangte ihr einiges ab. Sie trug die Salbe auf, und als sie ihn berührte, durchfuhr es sie wie ein Blitz. Er fühlte er sich so wunderbar warm an, seine Haut war straff und gespannt über seinen starken Muskeln. Ihre Hand glitt sanft über seine Schulter und über den Rücken. Zu sanft. Beinah schon zärtlich. Als sie es erschreckt bemerkte, verschloss sie schnell die Tube und drückte sie ihm in die Hand, nachdem er sich zu ihr umgedreht hatte. Er stand zu nah vor ihr. Verführerisch nah sein Mund, fesselnd und unwiderstehlich seine Honigaugen. Ihr Herz trommelte und sie schluckte trocken.
„Vielen Dank“, sagte er so sanft, so liebevoll und sein Mund war so nah …
Das ging zu weit. Viel zu weit. Sie musste sich schnellstens wieder in den Griff bekommen.
„Äääh … ja. Gern geschehen.“
Achtlos rieb sie die Hand an ihrer Jeans sauber, während sie ein paar Schritte rückwärts stolperte und durch die Haustür hinausging. ‚Wenn er sie nicht bereits für eine Idiotin gehalten hatte, dann spätestens jetzt‘, dachte sie, nachdem sie laut krachend den Rückwärtsgang eingelegt hatte und die Reifen bei ihrer Flucht sogar Grasbüschel in die Höhe schleuderten.
Der Blick in den Rückspiegel bestätigte ihre Befürchtungen. Er stand dort in der Haustür, mit diesem Handtuch um die Hüften und den strubbligen, nassen Haaren, hielt die Salbe noch immer in der Hand und grinste breit unter seinem schrecklichen Vollbart.
Sam schlug auf ihr Lenkrad. Was zur Hölle war nur in sie gefahren? Was war das heute nur für ein furchtbarer Tag? Sie musste dringend versuchen, Sarah zu erreichen.

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